Über Sex reden: Was sag ich da?
Ein Gespräch, warum über miteinander über Sex reden wichtig ist, Spaß macht und wie es funktionieren kann
Dieser Text ist ein Gespräch zwischen Ulla und Lukas. Wir beide haben unsere Art und Weise, wie wir über Sex sprechen, die sich auch voneinander unterscheiden. Hier gibt es kein „richtig“ und „falsch“, weshalb wir einfach mal zeigen wollten, wie wir das so machen.
Über Sex reden ist uns wichtig, um zu wissen, was wir jeweils gut finden, um Konsens herzustellen oder weil es geil sein kann, sich Fantasien und Wünsche zu erzählen.
Trotzdem ist das oft ungewohnt. Was also sagen?
Ulla
Ich finde Kommunikation über Sex funktioniert besonders gut, wenn ich sowohl meinem Gegenüber Fragen stelle als auch mich selbst zeige (also sage, was ich gerne mag).
Ich mache das so:
- Ich steige damit ein, eine gemeinsame Sprache zu suchen: „Wie sprichst du über deine/andere Geschlechtsteile beim Sex? Was macht dich an? Welche Worte magst du? Ich mag zum Beispiel Penis, Schwanz, Vulvina und Pussy. Titten empfinde ich als abwertend, sag das also nicht.“
- Ich versuche auszuloten, wo Grenzen sind: „Wo soll ich dich nicht anfassen? Gibt es etwas, was du gar nicht magst? Ich mag es nicht, wenn heftig an meiner Klit gesaugt wird.“
- Ich versuche herauszufinden was wir jeweils mögen: „Was magst du gerne? Ich mag beißen und saugen und ein bisschen Schmerzen. Ich mag Rollenspiele.“
- Ich frage beim Sex konkret, was mein Gegenüber (nicht) will, was ihm*ihr gefällt: „Wie soll ich deinen Penis anfassen? Fester? Schneller oder langsamer? Zeig mir, wie du es magst.“ oder „Gefällt dir das?“ Ich beschreibe selbst gerne, was mir gefällt: „Ich will am Hals geküsst werden.“ oder „Lecke langsamer, nicht die Zunge spitz machen.“ Und manchmal auch einfach: „Hmmm…ja, so, weitermachen.“
Lukas
Ich mache das so:
- Für mich gehört zu einer gemeinsamen Sprache auch Wörter für explizite Handlungen: „Wenn du Lust auf Circlusionssex/Penetrationssex bekommst, wie sagst du das?“ Ich finde beim Sex das Wort „Circlusionssex“ zu technisch und mag zum Beispiel lieber das Wort „Vögeln“. Ich frage dann: „Hast du Lust, mich zu vögeln?“ oder „ Hast du Lust, dich ein bisschen vögeln zu lassen?“ Manchmal mag ich auch das Wort „Ficken“, aber oft klingt mir das zu hart.
- Grenzen auszuloten finde ich auch immer super. Ich frage gerne auch ganz allgemein: „Wie viel Nachfragen wünscht du dir und bei welchen Handlungen soll ich auf jeden Fall nachfragen?“ Ich antworte meistens: „Ich möchte nicht bei jeder deiner Handlungen gefragt werden und ich sage auf jeden Fall, wenn ich diese gut oder nicht so gut finde!“
- Ich frage auch woran die Person besonders Gefallen hat und was gar nicht geht. Ergänzend finde ich auch immer spannend nach Sexspielzeugen zu fragen: „Wie stehst du zu Sexspielzeug, hast du welches und magst du die zusammen benutzen?“ Aber auch Fragen zu spielen mit Dominanz: „Ich mag es voll, wenn ich mal die Kontrolle abgeben kann, du mich nimmst oder festhältst und es mir mit deiner Hand machst!“ „Wie magst du das, magst du Kontrolle abgeben und genommen werden“? Manchmal mache ich gerne eine kurze Pause beim Sex. Ich frage dann: „Können wir eine kurze Pause einlegen? Ich mag dir einfach so kurz nah sein/eine rauchen/einen Schluck trinken/dich fragen, ob wir uns gleich mit den Händen streicheln können!“
- Ich habe noch einen Punkt, der super wichtig ist: Verhütung! Yeah! Einfache Nachfrage: „Wie verhütest du, wie hast du in der Vergangenheit verhütet?“ „Ich benutze immer Kondome, meine liegen immer am Kopfende am Bett! Hast du welche? Wo hast du die?“. Dazu gehört auch auf meine eventuellen Krankheiten hinzuweisen: „Mir ist das besonders wichtig, dass wir immer ein Kondom benutzen, weil ich dich sonst anstecken könnte!“ Hammer wichtig!
Ich habe auch gemerkt, dass ich oft erst auf Verwunderung stoße, wenn ich offen über Sex rede, dass es aber dann immer voll gut ist und Spaß macht.
Ulla
Schön, dass du so gute Reaktionen bekommst, wenn du über Sex reden willst. Ich habe auch schon komische Reaktionen bekommen, entweder, weil Leute überfordert waren (häufige Reaktion: kichern und so scherzhaft drüber hinweg gehen), oder, weil sie es nicht gewohnt sind, beim Sex und über Sex zu reden. Oft fehlen einfach die Worte und Menschen sind dann sehr überfordert oder sie denken, dass irgendwas falsch läuft, weil Sex doch einfach so voll natürlich klappen sollte oder so.
Aber im Großen und Ganzen ist es trotzdem ein Gewinn für mich über Sex zu reden!